
Die Basler Fasnacht und der Nationalsozialismus
An der Basler Fasnacht nimmt man grundsätzlich Jede und Jeden auf die Schippe. Ab 1933 war dies jedoch ein heikles Unterfangen.
Am Strassenumzug und bei den Schnitzelbänken können die Menschen für einen Moment ihre Sorgen und Ängste vergessen. Doch nicht alle goutieren die mehr oder weniger offene Kritik an Obrigkeiten und Autoritäten, die Bestandteil jeder Fasnacht ist. Die 1932 gegründete Ortsgruppe Basel der NSDAP empört sich derart über die «Ungehörigkeit», mit der ihr Reichskanzler herabgesetzt werde, dass sie das Polizeidepartement unter «schärfstem Protest» zum Handeln auffordert. In einem Land, das sich als neutral bezeichne und «mit Deutschland auch weiter freundschaftliche Beziehungen unterhalten möchte», dürfe so etwas in Zukunft nicht mehr vorkommen.
Nervosität im Polizeidepartement
1938 erscheinen Vertreter des deutschen und des italienischen Konsulats im Polizeidepartement. Neben mehreren Versen und Bildern sorgt ein Tambourmajor, der seiner Clique nicht wie üblich in Übergrösse, sondern als «Mussolini en miniature» voranschreitet, für rote Köpfe. Das Polizeidepartement will vermitteln, die Fasnächtler zeigen sich uneinsichtig. Statt die beanstandeten Stellen zu verdecken, verhängt eine Clique ihre Laterne mit einem Trauerflor, andere schmieren schnell etwas Farbe auf die Bilder. Der kleine Mussolini führt seinen Zug weiter an, bis seine Larve auf der Strasse beschlagnahmt wird.
Als die Polizei erklärt, die «Unbotmässigkeit» der Cliquen, die glaubten, sich über Verordnungen hinwegsetzen zu können, müsse durch «exemplarische Strafen» gestoppt werden, kochen in der Presse die Emotionen hoch. Seit Mitte März der «Anschluss» Österreichs ans Deutsche Reich vollzogen wurde, ist die Schweiz ausser von Frankreich durchweg von Diktaturen umgeben. Umso heftiger wird die Bedrohung der Pressefreiheit und mit ihr der «Fasnachtsfreiheit» empfunden. «Wir wollen unsere Fasnacht vor Polizeischikanen schützen!», schreibt die Basler Woche im April 1938. «Es geht nicht mehr um die Schnitzelbänke oder um das Trommelverbot: Hier handelt es sich um eine Gesinnung!»




