
O Tannenbaum
Häufig unsichtbar, aber doch voller Geschichte: Die Weihnachtsbaumständer zeigen, wie sich aus einer praktischen Notwendigkeit ein kleines Feld der Innovation entwickelte – vom hölzernen Kreuz, über die Gusseisenständer bis zur Ein-Seil-Technik.
Die ersten schriftlichen Belege zu Weihnachtsbäumen stammen aus dem 15. und 16. Jahrhundert aus den süddeutschen Gebieten, dem Elsass und dem Baltikum. Um 1600 sollen in Basel Schneidergesellen zur Weihnachtszeit mit grünen Bäumen durch die Strassen gezogen sein. In ihrer Unterkunft schmückten sie die Bäume mit Äpfeln und Käse. Später wurden diese Leckereien gemeinsam vom Baum geholt und verspeist.
In den deutschen lutheranischen Gebieten war der Weihnachts- oder Christbaum bereits im 18. Jahrhundert weit verbreitet. In der Deutschschweiz breitete sich der Brauch im 19. Jahrhundert aus, auch hier vorerst in den reformierten Gebieten. In den katholischen Regionen erfuhr der geschmückte Baum als Ergänzung zur Krippe erst in der Nachkriegszeit breite Akzeptanz.
Wie stellt man einen Weihnachtsbaum auf?
Die erste Erwähnung eines eigentlichen Baumständers dürfte eine Handschrift von 1604 sein: «Man pflegt drum ein vierekent Ramen zu machen […]», womit eine viereckige Holzplatte mit einem Loch in der Mitte gemeint sein dürfte. Solche simplen Konstruktionen aus Holz wurden häufig verwendet: In Bretter oder Klötze wurde mittig ein Loch gebohrt, in dem der Stamm verkeilt werden konnte. Auch grosse Futterrüben konnten mit einem Loch in der Mitte zum Weihnachtsbaumständer umfunktioniert werden.
In vermögenderen Kreisen kamen bald Ständer aus Metall zum Einsatz. Dank ihrem Gewicht waren sie standfester und konnten mit Schrauben für Stämme verschiedener Grössen gebraucht werden. 1860 wurde ein Patent für einen gusseisernen Baumständer angemeldet, welcher erstmal 1866 durch die Firma Rödinghausen in Deutschland produziert wurde. Gusseiserne Modelle wurden in Folgejahrzehnten zahlreich produziert und stilistisch dem sich verändernden Geschmack angepasst.
Neue Lösungen für alte Probleme
Damit der Baum möglichst lange frisch blieb und weniger Nadeln verlor, kamen auch verschiedene Ständer mit Wassertank auf den Markt. Diese konnten sich nach dem Zweiten Weltkrieg durchsetzen. Sie wurden häufig aus Glas, Keramik oder Plastik hergestellt, womit sie günstiger und handlicher waren als gusseiserne Modelle.
In der Schweiz erreichte das Modell der Glashütte Bülach besondere Bekanntheit. Für die Glasherstellung wurde Quarzsand mit hohem Eisengehalt eingesetzt, wodurch das Glas seine typische grüne Farbe erhielt. Der Weihnachtsbaumständer wurde 1939 patentiert und in zahlreichen Zeitschriften beworben.


Inserat für den grünen Weihnachtsbaumständer aus dem Jahr 1950. e-newspaperarchives / Foto: Alexander Rechsteiner
Diesem Problem nahm sich die Firma Krinner an, deren Gründer Klaus Krinner 1989 einen Ständer mit Ein-Seil-Technik entwickelte. Damit passte sich der Ständer erstmals flexibel dem Stamm an, unabhängig davon, wie er gewachsen war. Mittlerweile sind über 90 Prozent aller im Markt angebotenen Weihnachtsbaumständer mit Seiltechnik ausgestattet.


