
Goldene Zeiten im Osten
Der Dreissigjährige Krieg verwüstete Europa. Die Schweiz, nicht in den Krieg verwickelt, litt ebenfalls. Viele wanderten aus. Nord- und auch ostwärts. Dort fanden einige wie Goldschläger Heinrich Schlatter ihr Glück.
Als Heinrich zwei Jahre alt war, versuchte der Vater, eigentlich Müller von Beruf, seine Familie zusätzlich als Steinmetz durchzubringen. Kein einfaches Unterfangen, die Lebensmittelpreise stiegen und immer mehr Menschen verschuldeten sich. Zudem war die Bevölkerungszahl anders als in den ehemaligen Kriegsländern hoch, was eine zusätzliche Belastung für die Gesellschaft war. So erstaunt es nicht, dass in den Jahren nach dem Krieg tausende von Zürchern, Bernern und Schaffhauser in den Südwesten Deutschlands gezogen sind. Dort waren Jahre zuvor rund ein Drittel der deutschen Zivilbevölkerung dem Morden des Krieges und den folgenden Hungersnöten zum Opfer gefallen.

Seltener und gefragter Beruf
Mit der konfessionellen Spaltung Europas, welche bereits im 16. Jahrhundert mit den Hugenottenkriegen und deren Vertreibung in protestantisch dominierte Gebiete einen ersten Höhepunkt erlebte, kam die Monopolstellung der beiden Städte in der Herstellung von Blattgold aber arg ins Wanken.
Die ortsansässigen Handwerkerzünfte kritisierten den massiven Anstieg der gut ausgebildeten protestantischen Konkurrenz. Heinrich, sein Bruder Jakob und 22 weitere junge Männer zog es daher weiter. 1687 kamen die Schweizer in Berlin an. Dort erholte sich das wirtschaftliche Leben zusehends, nachdem Kurfürst Friedrich Wilhelm Mitte des 17. Jahrhunderts die Macht übernommen hatte. Kurz nach seiner Ankunft in der deutschen Stadt heiratete Heinrich Schlatter die «Jungfer Catharina Typken». Dazu führte er eine Gold- und Silbertressen-Manufaktur und ein Geschäft für «Galanteriewaren». Damit liess sich genug Geld für seine Frau und die neun Kinder verdienen.

Der Ruf des Zars gefolgt
Heinrich Schlatter war als höherer Beamter im neugegründeten Bergbaukollegium beschäftigt. Sohn Johann Wilhelm, oder «Iwan Andrejewitsch Slater», wie er sich in seiner neuen Heimat nannte, lernte die russische Sprache und stieg bereits in jungen Jahren zum talentierten Bergbauingenieur auf. Er schrieb als Erster ein Buch über den Bergbau in russischer Sprache. Es folgten weitere vielbeachtete Schriften über den Bergbau. Die Familie Schlatter blieb in Russland. Sie scheinen ihr Glück in der Fremde gefunden zu haben.
