
In freiwilliger Gefangenschaft
Wie der Waadtländer Pierre Gilliard (1879–1962) als Lehrer der Zarenkinder zum bestbezahlten Mann in Russland wird und sich mit der abgesetzten Zarenfamilie in selbstgewählte Gefangenschaft begibt.
Er versteckt sich und taucht erst wieder auf, als die promonarchistischen Truppen die Stadt besetzt haben. Da erfährt er, dass sich die Zarenfamilie in Jekaterinburg befindet. Weil die Stadt inzwischen befreit worden ist, begibt er sich dorthin und besucht das Haus, in dem am 17. Juli 1918 das Massaker stattfand. Hier muss er sich mit der brutalen Wirklichkeit abfinden, hatte er doch bis dahin noch glauben wollen, die Kinder seien noch am Leben. Nach zahlreichen Zwischenfällen gelingt es ihm schliesslich, zusammen mit seiner russischen Freundin Alexandra Tegleva die Schweiz zu erreichen. Diese hat als Kindermädchen der Grossfürstinnen deren Gefangenschaft ebenfalls mitgemacht. Er schreibt: «Ich werde nie verstehen können, welchen Ruhm man den Bolschewiki zuteilwerden liess, dafür dass sie diese Kinder ermordeten, von denen das jüngste nicht einmal 14 Jahre alt war.»
Gilliard hinterlässt einen bedeutenden Erfahrungsbericht und bewegende Fotografien der Zarenfamilie in ihrer Blütezeit und bei ihrem Untergang.
Serie: 50 Schweizer Persönlichkeiten
Die Geschichte einer Region oder eines Landes ist die Geschichte der Menschen, die dort leben oder lebten. Diese Serie stellt 50 Persönlichkeiten vor, die den Lauf der Schweizer Geschichte geprägt haben. Einige sind besser bekannt, einige beinahe vergessen. Die Erzählungen stammen aus dem Buch «Quel est le salaud qui m’a poussé? Cent figures de l’histoire Suisse», herausgegeben 2016 von Frédéric Rossi und Christophe Vuilleumier im Verlag inFolio.


