
Kellers Liebe zur Eiche
Gottfried Keller wünschte sich nichts sehnlicher, als Maler zu werden und die Natur darzustellen. Das tat er schliesslich auch, aber vor allem in Worten.
Kellers Begeisterung für die Malerei geht weit zurück. Schon als junger Mann wünschte er, sie zu seinem Beruf zu machen, wofür er die Heimatstadt Zürich verliess und sein Glück in der Kunstmetropole München versuchte. Lieblingsmotive waren Landschaften, vorwiegend Wälder und immer wieder der Lieblingsbaum, die majestätische Eiche. Wenn man fähig sei, einen ganzen Wald «wahr und treu zu malen», schrieb Keller später im autobiographischen Roman Der grüne Heinrich, dann erlaube diese Kunst «eine Art wahren Nachgenusses der Schöpfung». Über Jahre versuchte er, diese Fähigkeit mit Zeichnungen, Aquarellen und Gemälden zu erreichen, doch der erhoffte Durchbruch blieb ihm versagt, seine Werke verkauften sich schlecht. Nach ein paar Jahren zog es ihn nochmals nach Deutschland – nach Heidelberg und Berlin –, bevor er sich 1855 wieder in Zürich niederliess und den Pinsel endgültig zur Seite legte.


Auch wenn Keller noch miterlebte, wie sich die Schweiz ein eidgenössisches Forstgesetz gab und am Eidgenössischen Polytechnikum die ersten Förster ausbildete, um die Wälder zu schützen: Die «ideale Reallandschaft» oder «reale Ideallandschaft», die er in Zünds Gemälde ausmacht, wird noch während seinen Lebzeiten immer mehr zum Ideal, das mit der Realität der Schweizer Landschaft wenig gemein hat.


