
Gallisch und Lateinisch im Mittelland
Bevor sich auf dem Gebiet der heutigen Schweiz unsere Landessprachen ausbreiteten, pflegten deren Bewohnerinnen und Bewohner die gallische und später die lateinische Sprache. Inschriften ermöglichen kleine Einblicke in die Sprachenkultur vor rund 1800 Jahren.
Bis dahin hatten hier gallische Stämme gesiedelt, insbesondere die Helvetier und die Rauraker. Auf die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung hatte die römische Eroberung wenig Auswirkungen. Die Oberschicht bildeten weiterhin einheimische Eliten. Doch siedelten sich nun auch römische Soldaten, Veteranen und Gewerbetreibende an, und mit der römischen Verwaltung kamen Beamte. Die Römer brachten neue Institutionen, Gesetze, religiöse Bräuche und Lebensgewohnheiten ebenso wie neue Formen der Kunst, Architektur und Technik mit sich. So kam es zu einer Vermischung von Einheimischem und Römischem, es entwickelte sich eine neue, gallorömische Kultur.
Die gallische Sprache ist hauptsächlich durch zahlreiche Inschriften aus Frankreich bekannt. Die Gallier hatten keine eigene Schrift entwickelt, sondern verwendeten in früher Zeit das griechische, später das lateinische Alphabet. Inschriftliche Funde im schweizerischen Mittelland sind rar. Immerhin fand man in Port bei Biel ein Schwert mit dem gallischen Namen Korisios in griechischer Schrift. Ebenfalls im griechischen Alphabet, aber in gallischer Sprache ist eine Inschrift auf einer Zinktafel verfasst, die auf der Engehalbinsel in Bern gefunden wurde. Es handelt sich um eine Weihinschrift für den gallischen Schmiedegott Gobannos.

Für eine Wanderausstellung des Europäischen Forschungsrats wurden die Spinnwirteln mit der lateinisch-gallischen Inschriften «nata vimpi curmi da» (Hübsches Mädchen, gib Bier!) und «marcosior Maternia» (Ich möchte Materna reiten) nachgebaut. YouTube / PottedHistory


