
Willisau. Eine Kleinstadt als offenes Geschichtsbuch
In Kleinstädten summiert sich Kulturgeschichte. Vielfältige Zeichen prägen den öffentlichen Raum und das historische Bewusstsein. Willisau ist kein Unikum, sondern erzählt anschaulich aus seiner typischen Biografie. Zugleich ist die Kleinstadt reich an packenden Eigenheiten. Das Typische lehrt, das Besondere lockt.
Das Untertor. Denk mal

Dazu gibt es zwei Standpunkte: a) Eine solche Baulücke erinnert an die Entfestigung der Städte im 19. Jahrhundert und an die erreichte Gleichberechtigung von Stadt und Land. Die Lücke muss bestehen bleiben. Ein Ersatzneubau nach 126 Jahren ist Geschichtsklitterei, typisch für die 1970er-Jahre. Damals werden «historische» Gebäude da und dort frei erfunden; b) Vorsicht. Eine Baulücke darf nicht mit zu viel historischer Bedeutung aufgeladen werden. Das heutige Tor sei «Hollywood»? Wer behauptet denn, es handle sich um jenes von 1347, 1471 oder 1704? – Bitte zutreffende Aussage ankreuzen.

Der alte Spittel. Licht und Schatten


Kleintierhaltung im ländlichen Städtchen und gelegentlicher Ärger für die Besitzer

Das Rathaus – einst Kaufhaus und Theater

Vielerorts werden Markthallen auch als Tanzlauben und zum Theaterspielen genutzt. Fest eingerichtete Bühnen und Zuschauerräume sind in Kaufhäusern eher selten, erst recht in dieser Anmut.

Speziell: Die Zeichen für ein stimmungsvolles Theater stehen in Willisau 1811 besonders günstig. Die Theater- und Musikliebhaber-Gesellschaft kann die Bestuhlung aus ansteigenden hölzernen Sitzbankreihen aus dem nahen Kloster St. Urban übernehmen, und der Willisauer Kunstmaler Xaver Hecht malt einen prachtvollen Theatervorhang: im Zentrum vor einer Landschaftskulisse der griechische Gott Apollo mit einer Lyra, umgeben von drei musizierenden Putten und drei tanzenden Grazien; als Gott der Künste und der Musik wird er gleichzeitig von zwei Pferden durch die Luft gezogen. Das Barocktheater von Willisau ist ein Kleinod.
Gasthaus Adler. Was gemalt und was gemeint ist


Gassensanierung und eine Quelle, die sich nur ein einziges Mal lesen lässt

Die Pfarrkirche. Ein Elefant mitten in der Stadt

Der Kunstdenkmälerband zu Willisau hält 1959 in einer Fussnote fest: «Es wird eine denkmalpflegerische Aufgabe der kommenden Generation sein, diesen die Kirche und das ganze Ortsbild stark beeinträchtigenden Turm wieder zu entfernen.» Längst ist der Elefant, eine Pionierleistung des Eisenbetonbaus, denkmalgeschützt.
«Uschuldigi Chindli». Eine Ewigkeit ohne Freud und Leid

Unter demselben Dach. Leben und arbeiten vor 500 Jahren

Das Heiligblutwunder. Wie viele Geschichten braucht der Mensch?

Nach der Spaltung der Christenheit durch die Reformatoren weiss der Pfarrer von Willisau, was er seiner Konfession schuldet. 1564, zu Beginn der Gegenreformation, ergänzt er die Legende mit präzisen Angaben: Der Frevel fand am 7. Juli 1392 statt, der Missetäter hiess Uli Schröter, es waren fünf Blutstropfen – naheliegend, die fünf Wundmale Christi. Etliche «näbend tröpflin oder kleinen sprützling» sollen nicht Verwirrung stiften.

Und sie bewegt sich doch
