
Das Essen auf dem Arbeitertisch
Die Industrialisierung erlebte in der Schweiz zwischen 1850 und 1900 ihren ersten Höhepunkt. Diese Umwälzung veränderte auch die Produktion von Nahrungsmitteln und den Speisezettel der Bevölkerung.
Filmtrailer von 1958. YouTube
Die Industrialisierung gewann in der Schweiz ab 1850 an Schwung – Industriearbeiter strömten in Massen in die Städte und Zentren. Damit veränderte sich auch ihr Alltag und ein wichtiger Teil davon war die Ernährung. Während in einer ländlich geprägten Kultur viel Zeit auf die Zubereitung der Speisen verwendet wird, schmilzt diese Zeit im beginnenden Industriezeitalter. In den Industriehallen arbeiteten nicht nur Männer und Frauen, sondern auch deren Kinder – zum Kochen hat niemand mehr Zeit.

Zwei weitere Entwicklungen ermöglichten und begünstigten den industriellen Wandel: Die Einführung der Kartoffel im 18. Jahrhundert und das Aufkommen des internationalen Handels. Er brachte zum Beispiel Kaffee und industriell hergestellten Zucker ins Land.


Schokolade war im 19. Jahrhundert ein Exportprodukt – der Erfolg in der Heimat kam erst, als die Schweizer Armee im Ersten Weltkrieg Schokolade als Proviant beschaffte, später zogen andere europäische Länder nach.

Luxusprodukt Bier


Die Entwicklung von billigen Pulversuppen war auch ein sozialreformerisches Projekt: Schnaps war ein Grundnahrungsmittel. Noch in den 1930er-Jahren gingen Winterthurer Industriearbeiter schon frühmorgens schnell in den Gasthof, um dort einen Schnaps für 20 Rappen zu trinken.
Zwar hat die Nahrungsmittelindustrie von ihren Anfängen bis heute grosse Veränderungen erlebt – anders als etwa die Maschinen- und Textilindustrie konnte sie sich jedoch in vielen Bereichen weltweit behaupten, vor allem im Bereich der Schokolade. Auch der Käse spielt heute im Export noch eine Rolle. Dass die Schweiz weltweit zu den grössten Kaffee-Exporteuren gehört, ist eine andere Geschichte und liegt unter anderem im Siegeszug von Nestlés Nespresso-System begründet.