
Zwei Schweizer Dörfer am Schwarzen Meer
Ukrainer fliehen westwärts ins Ungewisse, auch in die Schweiz. Vor über 200 Jahren zogen Schweizer nach Osten in die Ukraine und gründeten zwei helvetische Kolonien: Zürichtal auf der Krim. Und Schabo bei Odessa.
Emigranten aus dem Knonauer Amt
Die Schweizer Siedlung gedeiht
Wie die Siedlung 1839 ausgesehen hat, schildert Pfarrer Emil Kyber, der 1831 als Pastor gekommen war: «Zürichtal ist von der Natur in mehrfacher Beziehung begünstigt. Es liegt in der Nähe vom nordöstlichen Vorsprung des krimschen Gebirges, an Bache Jendol. Von Osten her verdeckt dem Wanderer eine Iange, den Bach einfassende Hügelkette den Anblick des Dorfes, bis er an deren mit Weingärten besetzten Abhange eintritt. Nach Westen zu liegt es frei und ist schon stundenweit sichtbar mit seinen rothen Ziegeldächem. Gegen Norden begrenzt ein anmuthiges Wäldchen von wilden Obstbäumen, Ulmen, Weiden und Silberpappeln und im Süden entfaltet das benachbarte Gebirge eine wahrhaft liebliche Schweizerlandschaft.»

Aus Zürichtal wird Zolotoe Pole
Noch heute stehen einige der von Schweizern erbauten Wohnhäuser. An einem Dorfende auch die 1860 erbaute weiss getünchte Kirche, allerdings ohne Glockenturm, der gesprengt worden war. Auf der anderen Seite ragen die Spitztürme der Moschee in den Himmel, umgeben von trockener Steppe – dem goldenen Feld.
Ukrainer in der Schweiz
Umgekehrt waren Schweizer im zaristischen Grossreich stets als gute Fachleute willkommen gewesen: Als Offiziere in der Armee, als Erzieher, Gouvernanten, Lehrer am Hof und bei den Adligen. Als Architekten und Ingenieure, Käser oder Zuckerbäcker, die Konditoreien und Kaffeehäuser in Kiew, Odessa und Charkov gründeten.
Schweizer Weinbauern des Zaren
200 Jahre Schabo
Für dieses Jahr hätte man ein grosses Fest feiern wollen: 2022 markiert das 200-jährige Jubiläum der einst helvetischen Siedlung Schabo.


