Die Truppen der Union (Nordstaaten) kämpfen gegen die Konföderierten (Südstaaten), Schlacht um Corinth, 4. Oktober 1862, im Amerikanischen Bürgerkrieg.
Die Truppen der Union (Nordstaaten) kämpfen gegen die Konföderierten (Südstaaten), Schlacht um Corinth, 4. Oktober 1862, im Amerikanischen Bürgerkrieg. Library of Congress

Ein Schweizer Propagan­dist der Südstaaten

Das Leben von Henry Hotze ist in der Schweiz weitgehend unbekannt. Der in Zürich geborene Hotze wanderte in die Vereinigten Staaten aus. Während des Amerikanischen Bürgerkriegs wurde er in Europa zum wichtigsten Propagandisten der Konföderation.

James Blake Wiener

James Blake Wiener

James Blake Wiener ist Historiker, Mitbegründer der World History Encyclopedia, Autor und PR-Spezialist, der in Europa und Nordamerika als Dozent tätig ist.

Webseite: worldhistory.org
Henry Hotze wurde am 2. September 1833 in Zürich geboren, aber über seine ersten Lebensjahre ist nur wenig bekannt. Er war der Sohn von Rudolf Hotze, der als Hauptmann in der französischen Armee gedient hatte, und Sophia Esslinger von Zürich. Fest steht, dass Hotze eine umfassende Erziehung erhielt und in Fremdsprachen, Geschichte und Rhetorik glänzte. Als eine Art Wunderkind studierte Hotze auch Anthropologie und Ethnologie, die im 19. Jahrhundert neuartige Disziplinen waren. Bereits in jungen Jahren interessierte sich Henry Hotze besonders für Rassentheorien und die Ursprünge der Menschheit.

Ein Schweizer Südstaa­ten-Gentleman in Mobile

Im Alter von 17 Jahren wanderte Hotze aus der Schweiz nach Mobile, Alabama, aus. Mobile war von den Franzosen als erste Hauptstadt Louisianas gegründet worden und gehörte erst seit 1813 zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Durch seine Lage am Golf von Mexiko und die Nähe zum Mississippi und New Orleans war Mobile ideal für Handel und Landwirtschaft geeignet. Es war eine wohlhabende Stadt mit fast 30’000 Einwohnern, mit Werften, Schulen, Krankenhäusern und Theatern. Der Sklavenhandel an der Küste sorgte für den Transport von versklavten Menschen aus dem nördlichen Teil der Südstaaten nach Mobile zum Weiterverkauf, während die Gewinne aus dem Baumwollexport einen Immobilienboom auslösten. Mobile rangierte bei den Baumwollexporten landesweit an zweiter Stelle und hatte nach New York City und New Orleans den drittwichtigsten Hafen der USA.
Mobile im 19. Jahrhundert.
Mobile im 19. Jahrhundert. Wellcome Collection
Baumwollernte in der Nähe von Montgomery, Alabama, um 1860.
Baumwollernte in der Nähe von Montgomery, Alabama, um 1860. Library of Congress
Hotze fühlte sich im pulsierenden Mobile zu Hause. Seine schweizerischen Ansichten über die Bedeutung von Selbstverwaltung, politischer Autonomie und der Rechte von kleineren politischen Gemeinschaften im Föderalismus waren auch im amerikanischen Süden beliebt. Seine feste Überzeugung, dass allein die Rasse den moralischen und intellektuellen Wert einer Person bestimmt, wurde auch von der Mehrheit der politischen und sozialen Eliten in Mobile geteilt. Obwohl er nach den Massstäben des Antebellum-Südens nicht als gutaussehend galt – er war ein kurzsichtiger, schmächtiger Mann von durchschnittlicher Grösse –, erregten Hotzes Charme aus der Alten Welt, seine Kontaktfreudigkeit und seine tadellose Kleidung viel Aufmerksamkeit. Er erhielt deshalb regelmässig Einladungen in die Oper, zu Pferderennen und Gesellschaftsbällen. Hotzes bemerkenswerte Intelligenz und seine fliessenden Deutsch-, Französisch- und Englischkenntnisse kamen ihm in einer Stadt zugute, in der eine angloamerikanische, jüdische und Cajun-Bevölkerung zusammenkam, um über Politik und Wirtschaft zu diskutieren. In rascher Folge lernte Hotze die führenden Männer der Stadt kennen und schloss enge Freundschaften mit ihnen. Viele davon besetzten später Schlüsselpositionen in der Konföderation, also den Südstaaten der USA, welche die Sklaverei befürworteten und sich 1861 von den restlichen Gliedstaaten (Union genannt) abspalteten, was in den Amerikanischen Bürgerkrieg mündete.
Fotografie von Henry Hotze, undatiert.
Fotografie von Henry Hotze, undatiert. Wikimedia
Am 27. Juni 1856 wurde Henry Hotze amerikanischer Staatsbürger. Im selben Jahr übersetzte er das folgenreiche dreibändige Werk des französischen Rassentheoretikers Arthur de Gobineau, das Essai sur L'inégalité des Races Humaines (Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen), ins Englische. Durch die Hinzufügung einer eigenen Einleitung und die Erweiterung von Gobineaus Text um mehr als 100 Seiten versuchte Hotze mit Hilfe der Wissenschaft zu beweisen, dass es eine Hierarchie der Intelligenz zwischen den verschiedenen Rassen der Welt gebe. In seiner Übersetzung mit dem Titel Moral and Intellectual Diversity of Races (Moralische und intellektuelle Vielfalt der Rassen) argumentierte Hotze, dass die Sklaverei gerechtfertigt sei, weil die brutale Unterwerfung der Menschen afrikanischer Abstammung in den Vereinigten Staaten mit ihren geringeren intellektuellen Fähigkeiten zusammenhänge.

Ich halte es daher für unbestrit­ten, dass eine bestimmte allgemei­ne körper­li­che Beschaf­fen­heit entspre­chen­de geistige Eigenschaf­ten hervorbringt.

Henry Hotzes rassistische Begründung angeblicher Rassenunterschiede
Das «Essai sur L'inégalité des Races Humaines», hier in der ersten Ausgabe von 1853, gilt als grundlegendes Werk der Rassentheorie, das später die nationalsozialistische Rassenlehre beeinflusste.
Das «Essai sur L'inégalité des Races Humaines», hier in der ersten Ausgabe von 1853, gilt als grundlegendes Werk der Rassentheorie, das später die nationalsozialistische Rassenlehre beeinflusste. Wikimedia
Hotzes Übersetzung dieses vehement rassistischen Textes erfreute sich in den Südstaaten einiger Beliebtheit, und er wurde zu einer Art Berühmtheit. Dank dieses Erfolgs bekleidete Hotze kurz vor Ausbruch des Bürgerkrieges eine Reihe angesehener Positionen: 1858 war er Mitglied der Delegation der Stadt Mobile bei der Southern Commercial Convention, 1858 Sekretär des Mobile Board of Harbor Commissioners und von 1858 bis 1859 Sekretär der amerikanischen Gesandtschaft in Brüssel. Zudem diente er als Mitherausgeber des Mobile Register. Als im April 1861 der Sezessionskrieg ausbrach, arbeitete Hotze zunächst als Zeitungskorrespondent und diente dann kurzzeitig in der konföderierten Armee als Mitglied des Dritten Alabama-Infanterieregiments in Virginia.

Das Scheitern von King Cotton und die Bedeutung Grossbritanniens

Der Präsident der Konföderierten, Jefferson Davis, und die Mitglieder des Kongresses der Konföderierten Staaten waren der Ansicht, dass ihr Sieg nicht nur von militärischem Erfolg, sondern auch von der Anerkennung der Unabhängigkeit der Südstaaten durch das Ausland und insbesondere durch Grossbritannien abhing. Die Baumwolle spielte dabei ihrer Meinung nach eine zentrale Rolle. Sie vertraten die Ansicht, dass sie für die britische Wirtschaft unverzichtbar sei. Tatsächlich schätzen Historikerinnen und Historiker heute, dass um 1860 etwa 80 Prozent der in britischen Textilfabriken verwendeten Baumwolle aus dem amerikanischen Süden stammte und dass etwa 20 Prozent der englischen Arbeiter ihre Beschäftigung dem Baumwollhandel verdankten. Die Seeblockade der Nordstaaten gegen den Süden, so die Annahme der Konföderierten, würde die britische Wirtschaft lahmlegen und Grossbritannien zum Handeln zwingen.
Der «Anakonda-Plan», hier auf einer Karikatur von 1861, war der Plan der Union, eine Blockade auf der See und dem Mississippi rund um die Südstaaten zu errichten, um sie so zu bezwingen.
Der «Anakonda-Plan», hier auf einer Karikatur von 1861, war der Plan der Union, eine Blockade auf der See und dem Mississippi rund um die Südstaaten zu errichten, um diese so zu bezwingen. Wikimedia
Karikatur von 1861 mit dem «Cotton King» (Baumwollkönig). Der Ausspruch «Cotton is king» ist eine Anspielung auf die wirtschaftliche Macht der Konföderierten Staaten durch den Baumwollanbau über das Vereinigte Königreich, hier dargestellt durch die Figur John Bull.
Karikatur von 1861 mit dem «King Cotton» (Baumwollkönig). Der Ausspruch «Cotton is king» ist eine Anspielung auf die wirtschaftliche Macht der Konföderierten Staaten durch den Baumwollanbau über das Vereinigte Königreich, hier dargestellt durch die Figur John Bull. Wikimedia
Dazu kam es letztlich nicht. Obwohl sich die Baumwollpreise in Europa Ende 1861 und Anfang 1862 vervierfachten, war die britische Wirtschaft stark genug, um den Einbruch der Industrieproduktion zu überstehen. Tatsächlich hatten die Briten bereits seit den 1850er-Jahren vermehrte Anstrengungen unternommen, um Indien, Ägypten und Brasilien zu zuverlässigen alternativen Baumwolllieferanten zu machen, um ihre Abhängigkeit vom amerikanischen Süden zu verringern.
Karikatur mit John Bull, der Personifikation des Grossbritanniens, mit dem Ausspruch: «Oh, wenn ihr beiden Kämpfen lieber mögt als das Geschäft, werde ich im anderen Shop einkaufen». John Bull ist verärgert über die Unruhen in den USA und erpicht darauf, mit Indien Geschäfte zu machen. Punch, 16.11.1861.
Karikatur mit John Bull, der Personifikation des Grossbritanniens, mit dem Ausspruch: «Oh, wenn ihr beiden Kämpfen lieber mögt als das Geschäft, werde ich im anderen Shop einkaufen». John Bull ist verärgert über die Unruhen in den USA und erpicht darauf, mit Indien Geschäfte zu machen. Punch, 16.11.1861. Universitätsbibliothek Heidelberg
Angesichts seines Charmes, seines Intellekts und seiner Sprachkenntnisse waren die Beamten der konföderierten Regierung der Ansicht, dass Hotze seine Talente im Büro des konföderierten Aussenministeriums in London am besten einsetzen könnte. Da «King Cotton» entthront und die so genannte «Baumwolldiplomatie» in Gefahr war, brauchte die Konföderation jemanden wie Hotze, um die Briten so schnell wie möglich auf ihre Seite zu ziehen. Auf Anweisung des konföderierten Kriegsministers LeRoy Pope Walker siedelte Hotze im Oktober 1861 unter dem Vorwand, er sei ein Handelsvertreter, der Waffen beschaffen wolle, nach London über. Das eigentliche Ziel seiner Übersiedlung nach Grossbritannien bestand jedoch darin, als Geheimagent zu arbeiten und zu versuchen, die Briten für die Sache der Konföderierten zu gewinnen. Hotze stiess bei seiner Aufgabe auf erhebliche Hindernisse. Abgesehen von der starken moralischen Ablehnung der Sklaverei, die in der britischen Gesellschaft vorherrschte, stellten manche Britinnen und Briten die politische und wirtschaftliche Überlebensfähigkeit einer unabhängigen Konföderation in Frage. Konnte eine Nation, die auf Sklavenarbeit und dem Export von Rohstoffen basierte, in einer Zeit florieren, in der Dampfmaschinentechnologie, Textilmaschinen und Stahl die Welt nach dem Vorbild Grossbritanniens umgestalteten? Warum sollte Grossbritannien seine Marine, seine territorialen Interessen in Kanada und der Karibik sowie seine Wirtschaft für die junge Konföderation aufs Spiel setzen? Die Briten waren sich sehr wohl bewusst, dass ihr Investitionskapital bereits begonnen hatte, die US-Wirtschaft von einer hauptsächlich landwirtschaftlich geprägten in eine industrielle Wirtschaft zu verwandeln. Als britische Unternehmer und Bankiers überschüssige Gewinne aus der industriellen Revolution und aus imperialen Unternehmungen im Ausland in die US-Wirtschaft reinvestierten, förderten sie den Bau von Eisenbahnen, Fabriken und die Entwicklung neuer Produktionszweige im Norden der Vereinigten Staaten. So wertvoll sie auch waren, Zucker, Baumwolle, Indigo und Tabak konnten mit den reichhaltigen, mechanisierten Ressourcen der Nordstaaten nicht konkurrieren – der industrielle Norden würde den landwirtschaftlich geprägten Süden daher sicher bald besiegen.
Historische Karte der Vereinigten Staaten, die die Staaten mit (rot) und ohne Sklaverei (grün) zeigt, 1856.
Karte mit den «sklavenhaltenden» (rot) und «freien» (grün) Staaten der USA, um 1860. Library of Congress

Der Chefpro­pa­gan­dist der Konföde­rier­ten in London

Hotze war der Meinung, dass die britische Öffentlichkeit in Bezug auf den amerikanischen Bürgerkrieg zutiefst voreingenommen war. Er hatte jedoch vor, das zu ändern. Um die öffentliche Meinung zu beeinflussen, verfasste er einen ständigen Strom von Artikeln, Meinungsbeiträgen und Essays zugunsten der Konföderierten, die in den britischen Medien veröffentlicht wurden. Seinen ersten Leitartikel veröffentlichte Hotze im März 1862 anonym in der Londoner Morning Post. Danach schickte er unter einem Pseudonym eine Reihe von Briefen an die Morning Post und andere führende Tageszeitungen, in denen er die Souveränität der Südstaaten verteidigte. Hotze wusste jedoch, dass dies nicht ausreichte, und versuchte deshalb, noch mehr zu tun. Seit 1860 gab es eine Zeitung, die sich der Sache der Union widmete: den London American. Diese Zeitung wurde von britischen Politikern und Geschäftsleuten gleichermassen gelesen und hatte eine bescheidene Leserschaft in Grossbritannien und ganz Kontinentaleuropa. Hotze war der Meinung, dass derselbe Ansatz auch für die Konföderation gut funktionieren könnte. Hotze erhielt die Erlaubnis, eine Wochenzeitung zu gründen, die die Sichtweise der Südstaaten zu einer Vielzahl von Themen darstellte: The Index. Die erste Ausgabe des Index erschien am 1. Mai 1862 und wurde bis zum 12. August 1865 gedruckt.
Die erste Ausgabe des Index, 1. Mai 1862.
Die erste Ausgabe des Index, 1. Mai 1862. Internet Archive / Boston Public Library

Ich glaube, ich kann ohne Überheb­lich­keit sagen, dass ich mit meinen Verbin­dun­gen und meinen Kenntnis­sen über die Maschi­ne­rie der Presse eine gleich­zei­ti­ge Öffent­lich­keit in England und auf dem Kontinent sicher­stel­len kann, die nicht einmal die [Londoner] Times erreichen kann

Henry Hotze an den Kommissar der Konföderierten James M. Mason
Die Auflage des Index blieb konstant bei etwa 2250 Leserinnen und Lesern pro Woche, und Hotze sicherte sich Beiträge von den Konföderierten wohlgesinnten Intellektuellen und Korrespondenten in Grossbritannien, Frankreich, Spanien, Deutschland und Italien. Neben Berichten über die Politik der Konföderierten Staaten und der Union, über Baumwollpreise und emotionsgeladene Beschreibungen von Heldentaten der Südstaaten versuchten Hotze und seine Mitarbeiter, auf den Seiten des Index die Ziele und den Zweck einer unabhängigen Konföderation zu formulieren. Hotze war fest davon überzeugt, dass er die öffentliche Meinung und die Aussenpolitik Grossbritanniens verändern könne, indem er direkt an den britischen Sinn für Höflichkeit appellierte. Hotze und sein Redaktionsteam verbrachten viel Zeit mit dem Verfassen von Artikeln, die die gemeinsamen Werte des Britischen Empires und der Konföderation betonten. Darüber hinaus positionierten sie die Konföderation als eine aufstrebende Nation, die in der politischen Tradition der Amerikanischen und Französischen Revolution stand – eine Nation, in der die Bürger das Recht hatten, zu den Waffen zu greifen und einen Kurs der nationalen Selbstbestimmung zu verfolgen. Hotze würdigte auch die Sklaverei als integralen Bestandteil der Konföderation. In jeder Ausgabe entfachte Hotze neue Polemiken, die nicht nur die Institution der Sklaverei verteidigten, sondern sie auch als eine respektable und nützliche Institution anpriesen, welche die Einheit der Südstaaten-Gesellschaft bewirke. Hotze konzentrierte sich zudem darauf, die antiamerikanische Stimmung in Grossbritannien zu schüren, insbesondere nach der Trent-Affäre (1861) und der Emanzipationsproklamation von Präsident Lincoln (1863), allerdings mit wenig Erfolg. Die beiden militärischen Niederlagen bei Vicksburg und Gettysburg im Juli 1863 bestätigten die Ansicht vieler in London, dass die Sache des Südens verloren war. Bis zum Ende des Sezessionskriegs im April 1865 erkannte kein Land die Konföderation an.
Auch wenn die Sklaverei mit dem Sieg der Nord- über die Südstaaten offiziell abgeschafft wurde, bestanden Rassismus und diskriminierende Gesetzgebung und Praktiken, etwa in Form von Rassentrennung im öffentlichen Raum, weiterhin fort. Angestellte im Warteraum des Public Health Service Dispensary,Washington, D.C., zwischen 1909 und 1932.
Auch wenn die Sklaverei mit dem Sieg der Nord- über die Südstaaten offiziell abgeschafft wurde, bestanden Rassismus und diskriminierende Gesetzgebung und Praktiken, etwa in Form von Rassentrennung im öffentlichen Raum, weiterhin fort. Angestellte im Warteraum des Public Health Service Dispensary,Washington, D.C., zwischen 1909 und 1932. Library of Congress
Das Leben und die Aktivitäten Hotzes wurden nach dem Einstellen des Index undurchsichtig. Es ist bekannt, dass er sich nie von den Bestrebungen der Konföderierten distanziert hatte; seine rassistischen Ansichten hatte er nie aufgegeben. Auch seine reuelose Feindseligkeit gegenüber der Union blieb bestehen – er kehrte nie in die Vereinigten Staaten zurück, obwohl er die amerikanische Staatsbürgerschaft beibehielt. Hotze arbeitete weiterhin als Journalist und Unternehmenspublizist in London und Paris. Er blieb in ständigem Kontakt mit seinem alten Netzwerk von konföderierten Politikern und Sympathisanten, darunter Judah P. Benjamin, der ehemalige Aussenminister der Konföderation, der nach London geflohen war. Im Jahr 1867 heiratete Hotze Ruby Senac, die Tochter eines konföderierten Marineagenten aus Mobile, in der amerikanischen Gesandtschaft in Paris, aber sie hatten keine Kinder.
Judah P. Benjamin, 1861. Benjamin war der erste praktizierende Jude, der in den Senat der Vereinigten Staaten gewählt wurde. Nachdem er der Konföderation gedient hatte, floh er 1865 nach England, wo er als erfolgreicher Anwalt arbeitete.
Judah P. Benjamin, 1861. Benjamin war der erste praktizierende Jude, der in den Senat der Vereinigten Staaten gewählt wurde. Nachdem er der Konföderation gedient hatte, floh er 1865 nach England, wo er als erfolgreicher Anwalt arbeitete. Library of Congress
Ruby Senac Hotze, 1867. Nach dem Tod von Hotze siedelte sie in die Vereinigten Staaten über und arbeitete für das Zensusbüro in Washington, D.C.
Ruby Senac Hotze, 1867. Nach dem Tod von Hotze siedelte sie in die Vereinigten Staaten über und arbeitete für das Zensusbüro in Washington, D.C. Wikimedia
Hotze starb am 19. April 1887 in Zug. Dass es Hotze nicht gelang, die britische Meinung gegen die Union und für die Konföderation zu gewinnen, unterstreicht die grundlegenden Schwächen der konföderierten Aussen- und Wirtschaftspolitik. Für die Menschen ausserhalb des Südens schien die Konföderation gegenüber industrialisierten, imperialen Nationen wie Grossbritannien kaum wirtschaftliche Vorteile zu bieten. Nichtsdestotrotz verdeutlichen das Leben und die Aktivitäten von Hotze das grosse und wichtige Netzwerk konföderierter Diplomaten, Spioninnen und Spione, Geschäftsleute und Intellektueller, die während des amerikanischen Bürgerkriegs in Europa tätig waren. Seine engen Beziehungen zu konföderierten und europäischen Politikern sowie zu Persönlichkeiten wie der berüchtigten konföderierten Spionin Belle Boyd zeigen, in welchem Masse Hotzes Vorgesetzte und politische Weggefährten seine Fähigkeiten schätzten. Hotze ist ein komplexer, ungewöhnlicher Charakter, dessen Vermächtnis dennoch ziemlich dunkel ist. Obwohl das Ideal der Konföderation von einer Nation, in der die Rechte des Herren über seinen Sklaven verankert sind, 1865 auf den Feldern in Virginia starb, verbreitete Hotze massiv rassistische Ideen und Theorien, die in vielen Teilen des Westens bis weit ins 20. Jahrhundert den gesellschaftlichen Diskurs prägten.

Weitere Beiträge