
Ein Schweizer Propagandist der Südstaaten
Das Leben von Henry Hotze ist in der Schweiz weitgehend unbekannt. Der in Zürich geborene Hotze wanderte in die Vereinigten Staaten aus. Während des Amerikanischen Bürgerkriegs wurde er in Europa zum wichtigsten Propagandisten der Konföderation.
Ein Schweizer Südstaaten-Gentleman in Mobile



Ich halte es daher für unbestritten, dass eine bestimmte allgemeine körperliche Beschaffenheit entsprechende geistige Eigenschaften hervorbringt.

Das Scheitern von u003cemu003eKing Cottonu003c/emu003e und die Bedeutung Grossbritanniens



Auf Anweisung des konföderierten Kriegsministers LeRoy Pope Walker siedelte Hotze im Oktober 1861 unter dem Vorwand, er sei ein Handelsvertreter, der Waffen beschaffen wolle, nach London über. Das eigentliche Ziel seiner Übersiedlung nach Grossbritannien bestand jedoch darin, als Geheimagent zu arbeiten und zu versuchen, die Briten für die Sache der Konföderierten zu gewinnen. Hotze stiess bei seiner Aufgabe auf erhebliche Hindernisse. Abgesehen von der starken moralischen Ablehnung der Sklaverei, die in der britischen Gesellschaft vorherrschte, stellten manche Britinnen und Briten die politische und wirtschaftliche Überlebensfähigkeit einer unabhängigen Konföderation in Frage. Konnte eine Nation, die auf Sklavenarbeit und dem Export von Rohstoffen basierte, in einer Zeit florieren, in der Dampfmaschinentechnologie, Textilmaschinen und Stahl die Welt nach dem Vorbild Grossbritanniens umgestalteten? Warum sollte Grossbritannien seine Marine, seine territorialen Interessen in Kanada und der Karibik sowie seine Wirtschaft für die junge Konföderation aufs Spiel setzen?
Die Briten waren sich sehr wohl bewusst, dass ihr Investitionskapital bereits begonnen hatte, die US-Wirtschaft von einer hauptsächlich landwirtschaftlich geprägten in eine industrielle Wirtschaft zu verwandeln. Als britische Unternehmer und Bankiers überschüssige Gewinne aus der industriellen Revolution und aus imperialen Unternehmungen im Ausland in die US-Wirtschaft reinvestierten, förderten sie den Bau von Eisenbahnen, Fabriken und die Entwicklung neuer Produktionszweige im Norden der Vereinigten Staaten. So wertvoll sie auch waren, Zucker, Baumwolle, Indigo und Tabak konnten mit den reichhaltigen, mechanisierten Ressourcen der Nordstaaten nicht konkurrieren – der industrielle Norden würde den landwirtschaftlich geprägten Süden daher sicher bald besiegen.

Der Chefpropagandist der Konföderierten in London

Ich glaube, ich kann ohne Überheblichkeit sagen, dass ich mit meinen Verbindungen und meinen Kenntnissen über die Maschinerie der Presse eine gleichzeitige Öffentlichkeit in England und auf dem Kontinent sicherstellen kann, die nicht einmal die [Londoner] Times erreichen kann
Hotze würdigte auch die Sklaverei als integralen Bestandteil der Konföderation. In jeder Ausgabe entfachte Hotze neue Polemiken, die nicht nur die Institution der Sklaverei verteidigten, sondern sie auch als eine respektable und nützliche Institution anpriesen, welche die Einheit der Südstaaten-Gesellschaft bewirke. Hotze konzentrierte sich zudem darauf, die antiamerikanische Stimmung in Grossbritannien zu schüren, insbesondere nach der Trent-Affäre (1861) und der Emanzipationsproklamation von Präsident Lincoln (1863), allerdings mit wenig Erfolg. Die beiden militärischen Niederlagen bei Vicksburg und Gettysburg im Juli 1863 bestätigten die Ansicht vieler in London, dass die Sache des Südens verloren war. Bis zum Ende des Sezessionskriegs im April 1865 erkannte kein Land die Konföderation an.



Hotze ist ein komplexer, ungewöhnlicher Charakter, dessen Vermächtnis dennoch ziemlich dunkel ist. Obwohl das Ideal der Konföderation von einer Nation, in der die Rechte des Herren über seinen Sklaven verankert sind, 1865 auf den Feldern in Virginia starb, verbreitete Hotze massiv rassistische Ideen und Theorien, die in vielen Teilen des Westens bis weit ins 20. Jahrhundert den gesellschaftlichen Diskurs prägten.